Abendprogramm

Wir laden herzlich ein zum Abendprogramm in der Schwarzbankfiliale (Elsässer Straße / Ecke Marktstraße)

19.03., 20:00 Uhr Schwarzbankstammtisch All welcome

21.03., 20:00 Uhr Banco-Palmas-Abend Emanuela Matias und Francisco Givanilson Holanda erzählen die Geschichte der Banco Palmas und der sozialen Währung

23.03., 20:00 Uhr Geld alle? Dann geh zur Bank! Oder zur Tanke. Aber Achtung: Überfallgefahr! 10 Kurzfilme zeigen, wie Profis und Amateurverbrecher mehr oder weniger erfolgreich an Bares kommen. Filmabend zusammengestellt von Sanne Neumuth (interfilm)

24.03., 21:00 Uhr Live-Musik und Gelddisko

26.03., 20:00 Uhr Schwarzbankstammtisch All welcome

27.03., 20:00 Uhr Der Schein trügt Eine Expedition in die Rätsel des Geldes. Dokumentarfilm von Claus Strigel, 2009, 98 Minuten

28.03., 18:00 Uhr Diskussion mit Claus Leggewie (Kulturwissenschaftliches Institut Essen), Apostolos Tsalastras (Stadtkämmerer Oberhausen), Emanuela Matias und Francisco Givanilson Holanda (Banco Palmas)

29.03., 20:00 Uhr „Geld ist da – lefta yparchoun“ Zur Situation in Griechenland
Ein Abend mit Charalambos Gan0tis (Schwabinggrad Ballett)

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Open for business

Die Schwarzbank ist eröffnet! Am Freitag wurde die erste Kohle unter die Leute gebracht. WDR Lokalzeit Ruhr hat live berichtet, für eine paar Tage noch kann man sich das hier anschauen. Und schon am Samstag war die Filiale das erste Mal geöffnet und es wurden 63 Kreditanträge in 4 Stunden bewilligt. Das sollen uns andere Banken erstmal nachmachen!

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Der Container

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Nachverhandeln

Wir müssen aufhören mit der Vorstellung von der Ökonomie als einer von anderen menschlichen Belangen abgetrennten Sphere mit eigenen naturgegebenen Gesetzen, die einzuhalten wir keine Wahl haben. Nur weil man davon ausgeht, dass Ökonomie nichts zu tun hat mit Leidenschaft, Abenteuer, Geheimnissen, Sex oder Tod, gilt es als ganz normal und richtig, darauf zu bestehen, dass Schulden immer zurückgezahlt werden müssen, koste es, was es wolle. Doch Ökonomie ist kein Naturgesetz. Keiner von uns hat dem Geldsystem so, wie es organisiert ist, je zugestimmt. Wir sind in einen Vertrag hineingeboren worden, und jetzt wollen wir nachverhandeln.

Diesen Text haben wir gerade aus dem Script für die Schwarzbankeröffnung „Kohle für alle!“ am 16.3. gestrichen – aber wozu hat man denn ein Blog? Der Text bedient sich übrigens gedanklich und bei einigen Formulierungen bei David Graebers tollem Buch Debt: The First 5000 Years (New York: Melville House, 2011).

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Von Brasilien lernen, Lektion 3: Schlupflöcher zulassen

Wenn man einfach mal schnell Geld braucht, um zum Beispiel Lebensmittel zu kaufen, dann gibt einem die Banco Palmas sofort einen Kleinstkredit, in Palmas, zinsfrei. Auf die Frage hin, ob die Leute die Palmas nicht einfach sofort in die Nationalwährung Real umtauschen könnten, ernten wir eine Gegenfrage: warum wollen alle Besucher immer die Lücke im System finden? Natürlich würde das funktionieren, aber daran wird das Projekt nicht scheitern. Diese Einstellung wollen wir uns gerne zu eigen machen: Schlupflöcher und Hintertüren, die Möglichkeit, das System auszunutzen, sind einerseits doch gerade, was das System inklusiv macht, und zweitens stiftet die Möglichkeit, das Vertrauen auszunutzen, doch gerade Vertrauen. In diesem Fall ist Vertrauen also besser als Kontrolle. Weil das nämlich gewährleistet, dass man auch mitmachen kann, ohne dazugehören zu wollen. Das Verhältnis zu der Bank und zu den anderen beteiligten Akteuren ist immer neu verhandelbar.

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Von Brasilien lernen, Lektion 2: Make it bigger!

Die Banco Palmas war nicht der erste Versuch im Conjunto Palmeiras, die lokale Produktion zu stärken und das Abwandern des Geldes aus dem Viertel zu unterbinden – der erste Versuch war eine Tauschbörse, und auch die hatte eine eigene Währung: den Palmares, benannt nach einer um 1600 von ehemaligen Sklaven gegründeten Siedlung, einer autonomen, sich selbst versorgenden Republik im Nordosten Brasiliens, die beinahe 100 Jahre Bestand hatte. Im Gegensatz zum Palmas war der Palmares nicht an die offizielle Währung gebunden. Die wöchentlich veranstaltete Tauschbörse war zunächst ein Erfolg, aber bald stagnierte das Experiment, aus zwei Gründen: unter den angebotenen Waren  waren erstens zu wenige Lebensmittel, und zweitens kamen bald keine neuen Anbieter hinzu, so dass sich immer dieselben Menschen mit denselben Produkten zusammenfanden. An dieser Stelle finden wir es bemerkenswert, dass der sich abzeichnende Misserfolg nicht etwa Resignation zur Folge hatte, sondern im Gegenteil dazu führte, das Experiment noch mal neu, und diesmal größer angelegt, zu starten. So kam es zur Gründung der Banco Palmas. Eine Strategie, die wir hieraus ableiten und Oberhausen ans Herz legen wollen: If it doesn’t work, make it bigger!

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Von Brasilien lernen, Lektion 1: Überfluss

Lange gab es kein fliessendes Wasser im Conjunto Palmeiras. Zwar floss die Hauptwasserleitung für die Stadt Fortaleza unter Palmeiras hindurch, aber es waren nur die reicheren Viertel, die etwas davon hatten. Die Bewohner des Conjunto Palmeiras beschlossen, das zu ändern. Nachdem höflich fragen nicht geholfen hatte, änderten sie ihre Strategie. Wir setzen eine Frist, sagten sie, und wenn wir wir bis dahin kein Wasser hier haben, zerstören wir die Hauptleitung der Stadt. Niemand wusste genau, wo diese Wasserleitung lag, aber der Bluff ging auf. Am letzten Tag der Frist gaben die Verantwortlichen klein bei. Und als das Wasser endlich floss in Palmeiras, feierten die Bewohner das, indem sie es 24 Stunden lang aus allen Leitungen laufen liessen. Nicht Sparsamkeit, Überfluss ist das beste Mittel gegen Armut.

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hauptkasse oberhausen – kohle für alle

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container

Der Container ist das Emblem der Globalisierung. 90% des weltweiten Stückgutes wird per Container verfrachtet. Container machen Waren unsichtbar. Container machen Waren gleichförmig. Container machen die Warendinge so gleichförmig, dass sie umstandslos austauschbar werden. Die Austauschbarkeit der Container ist das Geheimnis ihres Erfolges. Container sind räumlich äquivalent, und insofern sind sie die ideale Ware: das äquivalente Raummaß des Containers entspricht der Geldäquivalenz der Ware. Deswegen ist die spezifische Form des Containers eben auch keine zufällige: in seinen Seitenverhältnissen nimmt der Container die Abmessungen des Geldscheines wieder auf. Der Container ist die Verräumlichung des Geldes.

Der Container als Verräumlichung des Geldes ist unsere Bank. Der Container als Architektur, als Büro, als Hauptquartier hat immer etwas Vorläufiges, immer etwas Prekäres, immer etwas aus der Not Geborenes an sich: eine Übergangslösung, etwas Nomadisches. Der Container ist Guerilla-Architektur: in Nacht und Nebel-Aktionen aufzustellen, mit geringsten Mitteln Infrastruktur herstellend, zugleich leichter und mobiler als ein Haus oder eine Immobilie und doch von einer beeindruckenden Präsenz. Der Container ist unser Bankgebäude, unser Speicher, unser Veranstaltungsraum. Eben seine Containerhaftigkeit, seine Indifferenz gegen die in ihm transportierten Dinge und Waren und Gedanken, macht ihn auch zu einem offenen Ort, einem Ort, an und in dem alles passieren kann: die Geldproduktion und die Geldausgabe, die Organisation und die Buchhaltung, die Abendveranstaltungen: die Geld-Disco, die Banco Palmas-Abende, der Geld-Wasch-Abend, die Mitgliederversammlung, die kommunalpolitische Diskussion, der „Dies ist ein Überfall“-Abend. Unser Container hat offene Türen:

Marktstrasse // Elsässer Strasse, 46045 Oberhausen.

container bank

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Trash Flowers

Im Conjunto Palmeiras, einem armen, aber nicht mehr ganz so armen Viertel der brasilianischen Stadt Fortaleza, gibt es ein Gebäude, das früher einmal als Versammlungsraum und Theater diente. Wenn man das Gebäude betritt, dann blickt man auf eine kleine, leicht erhöhte Guckkastenbühne. Jeweils drei Steinstufen führen auf beiden Seiten hinauf zur Bühne, die oben durch einen runden Steinbogen abgeschlossen wird. In der Rückwand, genau in der Bühnenmitte, findet sich ein Durchgang zum Backstagebereich. Ausserdem gibt es drei Fenster, drei quadratische Löcher in der Wand, eines, von der Bühne aus gesehen, auf der rechten, zwei auf der linken Seite. Durch ein Raster aus kleinen Öffnungen in der Wand unter der Bühnendecke tritt Tageslicht in den Raum. Früher versammelte sich hier die ASMOCONP, die Vereinigung der Bewohner des Conjunto Palmeiras, die auch heute noch in einem Nebenraum ein Büro hat. Und es trat die Theatergruppe Flores do Lixo auf, die Trash Flowers. Theater ist hier schon eine Weile nicht mehr gespielt worden, aber nach wie vor versammeln sich hier Menschen: um Geld abzuheben und einzuzahlen, um Kredite und Versicherungen abzuschliessen. Die Löcher in der Wand sind heute Bankschalter. Zwei Bankautomaten stehen im Eingangsbereich. Tische mit Computermonitoren finden sich neben dem Eingang und vor der Bühne. Um hier Geldgeschäfte zu tätigen, zum Beispiel, um die brasilianische Nationalwährung Real in die Komplementärwährung Palmas zu tauschen, oder umgekehrt, muss man eine Bühne betreten. Als wir nach Fortaleza gefahren sind, hatten wir erwartet, Überzeugungsarbeit leisten zu müssen für die Idee, dass ein Theater der geeignete Ort sein könnte, um eine Bank zu gründen. Das Gegenteil war der Fall – alles, was wir hörten, war: so haben wir auch angefangen.

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